1927, No. 9-10

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Latvijas Ārstu Žurnāls, 1927, No.9-10, 223-224.

Aus der inneren Abteilung des deutschen Krankenhauses zu Riga.

(Leitender Arzt Dr. Kurt Hach).

Allonal als Schlafmittel.

Assistenzarzt Dr. Eduard Jakobson.

Die Anwendung von Arzneikombinationen ist eine alte therapeutische Massnahme. Früher hatte man solche Kombinationen aus der praktischen Erfahrung heraus zur Verstärkung der Wirkung der einzelnen Drogen rezeptiert. Seit Ehrlich, Bürgi, Sahli, Treupel hat die Kombinationstherapie eine wissenschaftliche Begründung erfahren. Die moderne Kombinationstherapie will einen Symtomenkomplex von verschiedenen Seiten bekämpfen und mit kleinen Arzneimengen bessere Wirkungen erzielen und unerwünschte Nebenwirkungen vermeiden.

Ein Präparat, das keine blosse Kombination zweier sich unterstützender Medikamente, sondern deren salzartige Vereinigung darstellt, ist das Allonal „Roche“, welches vor einigen Jahren herausgekommen ist und das eine rasche Verbreitung und grosse Anwendung gefunden hat. Allonal „Roche“ stellt die salzartige Verbindung von Allyl-isopropyl-barbitursäure mit Phenyl - dimethyl - dimethyl - aminopyrazolon (Amidopyrin) dar. Eine jede Tablette enthält 0,16 g dieser Verbindung, entsprechend 0,06 g Allyl-isopropyl-barbitursäure und 0,1 g Amidopyrin.

Nach den pharmakologischen Untersuchungen, die unter anderen auch Jülich erwähnt, ist die Allyl-isopropyl-barbitursäure die wirksamste der bekannten Barbitursäuren und gleichzeitig auch die relativ unschädlichste, da tie toxische Dosis von der therapeutischen weit entfernt ist. Deshalb gestattet Allonal eine grosse therapeutische Anwendung, denn selbst bei hohen Dosen treten keine üblen Folgeerscheinungen, wie Kopfschmerz, Magenbeschwerden, Exantheme, Herz- und Atemstörungen auf. Es setzt die Erregbarkeit des Zentralnervensystems herab, hat also eine sedativ-hypnotische Wirkung, die während mehrerer Stunden festgehalten wird. Gewöhnlich tritt die Wirkung nach 1/2—1 Stunde ein, doch bestehen gerade in dieser Beziehung grosse individuelle Schwankungen. Wenn das Mittel wirkt, wie es zumeist der Fall ist, wird ein fester Schlaf hervorgerufen, der nicht wie nach andern Schlafmitteln anhaltende Schläfrigkeit und Benommenheit folgen lässt. Am besten wirkt es, wenn es in heissem Wasser gelöst wird.

Vor den Schlafmitteln aus der Reihe der alkaloidischen Narkotika (Morphinreihe) hat es den Vorzug, dass selbst bei längerer Anwendung des Präparates keine Gewöhnung eintritt, sodass also keine wesentliche Erhöhung der Einzeldosis notwendig wird. Man kann es daher den Patienten ruhig verordnen, ohne zu befürchten, dass es in irgend einer Weise Schaden stiftet, solange die Dosierung in vernünftigen Grenzen gehalten wird. (2—4 Tabletten). So hatte z. B. ein Patient mit schwerer Herzinsuffizienz Allonal täglich gebraucht ohne irgendwelche ungünstige Beeinflussung von Atmung, Herz, Blutdruck oder Urin. Im ganzen wurde Allonal bei ca. 200 Patienten bei allen möglichen Erkrankungen, wie jene des Herzens, der Lungen, spez. Pleuritis und Lungentuberkulose, des Magens, der Leber, der Nieren, sowie bei Gelenkerkrankungen, Myalgien und Neuralgien mit guten Erfolge angewandt. Gewöhnlich wurden 1—2 Tabletten 1 Stunde vor dem Schlafengehen verabreicht. Auch in Fällen, in welchen mit andern Schlafmitteln keine genügenden Wirkungen zu erzielen waren, wurden gelegentlich mit Allonal befriedigende Erfolge beobachtet.